Reiseblog - Belgien und Luxemburg 2024


Als Ziel für den ersten längeren Ausflug mit dem Globetrotter hatte ich mir verschieden Höhlen, Burgen, Vogelschutzgebiete und die eine paar Städte mit außergewöhnlichen architektonischen Höhepunkten in Belgien und Luxemburg ausgesucht.

Los ging´s freitags nachmittags mit einer kurzen Etappe ins Moseltal. Mit auf Tour waren Alex und Frank in ihrem eigenen Camper. Das Ziel für den ersten Abend war ein Wohnmobilstellplatz im Grünen in Nähe der Burg Eltz. Nach einer herzhaften Mahlzeit nutzten wir den späten Abend um uns die beeindruckende mittelalterliche Höhenburg anzusehen. Tief verborgen, auf einer Anhöhe in einer kleinen Flussschleife des idyllischen Elztals und seit über 850 Jahren im Besitz derselben Adelsfamilie, blieb die Burg unzerstört und in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut immer wieder erweitert und ist für ihre märchenhafte Architektur mit filigranen Türmen, Erkern und Fachwerk bekannt, die sich harmonisch in die bewaldete Landschaft einfügen. Bei der kurzen Wanderung durch den Wald vom etwas weiter entfernten Parkplatz gab es unerwarteter Weise doch ein paar schöne Höhenmeter zu überwinden. Der teils schmale Pfad wand sich bis weit ins Tal, um erst kurz vor den eindrucksvollen Mauern über eine Brücke auf die andere Seite der Elz zu wechseln. Dort ging es über eine mittelalterliche Steintreppe zum großen hölzernen Torbogen, dem mit Kopfstein gepflasterten einzigen Zugang zur Burg. Fotografisch boten sich mir viele unterschiedliche Perspektive, und so blieb ich bis nach der Dämmung. Eine Stirnlampe für den dunklen Rückweg hatte ich logischerweise im Fotorucksack. 

Am frühen Morgen wollte ich mir unbedingt nochmal die Burg ansehen und die morgendliche Stille und Stimmung genießen. Logischerweise hatte ich auch Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang. Entsprechend klingelte der Wecker vor 5 Uhr. Erneut mit Taschenlampe und schnellen Schrittes machte ich mich auf den Weg. Und auch wenn der Himmel größtenteils mit Wolken bedeckt war, konnte ich ein paar schöne Eindrücke einfangen.


Nach dem gemütlichen Frühstück und einer kurzen Fahrt zur Mosel stand die Stadt Cochem und dort vor allem die Reichsburg auf dem Programm. Die Reichsburg Cochem ist ein besonders reizvolles fotografisches Motiv, vor allem aufgrund ihrer imposanten Lage auf einem Hügel über der Mosel und ihrer markanten Architektur. Die Türme, Zinnen und Erker bieten bei verschiedenen Lichtverhältnissen wirklich dramatische Ansichten. Die Festung blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1130, als sie als Schutzburg für die Region und die Mosel erbaut wurde. Im Mittelalter diente sie den Pfalzgrafen und später den Kurfürsten von Trier als Verwaltungs- und Verteidigungsanlage. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs im Jahr 1689 wurde die Burg von französischen Truppen zerstört und blieb bis zum Wiederaufbau 1868 im Stil des Historismus eine Ruine. Ihr märchenhaftes Aussehen lehnt sich trotzdem stark an die mittelalterliche Architektur an.


Unser nächstes Ziel war Luxemburg. Also die Hauptstadt des gleichnamigen Landes. Ganz schön kompliziert, da das Land tatsächlich etwas größer ist als die Stadt. Luxemburger nennen ihre Hauptstadt deswegen auch meist nur D’Stad („die Stadt“). Einen kostenlosen Übernachtungsplatz fanden wir überraschenderweise direkt am Rand der Innenstadt hinter den Kasematten. Lustiges Wort, ja. Die Bock-Kasematten, ein unterirdisches Verteidigungssystem aus kilometerlangen Gängen, stellen heute eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Luxemburgs dar. Diese unterirdischen Galerien wurden im 17. Jahrhundert unter spanischer Herrschaft angelegt und danach zweimal vor allem durch die Österreicher erweitert. Auch die Besichtigung der archäologischen Krypta, Vorzimmer der Kasematten, ist ein spannendes Erlebnis. Angesichts dieser eindrucksvollen Festungswerke erhielt Luxemburg sogar den Beinamen „Gibraltar des Nordens“. Bei einem Stadtrundgang besichtigten wird außerdem die Altstadt der 963 durch Graf Siegfried mit dem Bau einer Burg gegründeten Siedlung. Bekannt für ihre dramatische Topographie, geprägt von tiefen Schluchten, thront die Stadt mit einer Mischung aus modernen und historischen Bauwerken auf einem Plateau über den Flusstälern.


Zwei weitere Burgen gab es weiter nördlich im Großherzogtum zu bestaunen. Das Château de Turelbaach ist von einer idyllischen Landschaft umgeben und befindet sich in der Nähe eines malerischen Weihers, was die ruhige und naturnahe Lage unterstreicht. Bei einer kurzen Wanderung konnten wir die harmonische Atmosphäre und den besonderen Charme des abgelegenen Anwesens genießen. Einen kurzen aber fotografisch wertvollen Zwischenstopp legten wir am Schloss Vianden ein. Von einem schönen Aussichtpunkt oberhalb der Mauen des auf einem zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert auf den Fundamenten eines römischen Kastells erbauten Schlosses konnte ich schön die schnell vorbeiziehenden Wolken einfangen.



Während der folgenden wirklich lustigen und ereignisreichen Überlandfahrt über enge Brücken und auf einspurigen landwirtschaftlichen Wegen durch die Landschaft überquerten wir wohl irgendwann die Grenze nach Belgien. Unser erster Stopp im Land der Pommes, Schokolade, Waffeln und des Bieres war die Stadt Durbuy in den Ardennen. Man sagt, mit nur etwa 400 Einwohnern im Kernort sei es die "kleinste Stadt der Welt". Vor nahezu 800 Jahren verlieh König Johann von Böhmen, Graf von Luxemburg, Durbuy das Stadtrecht sowie sämtliche damit verbundenen, kommunalen Freiheiten. In der von Menschenmengen gefüllten historischen Stadt konnte ich bei einem Rundgang trotzdem ein paar ruhige Ecke finden und leckere belgische Pommes kosten.

Die folgenden zwei Nächte verbrachten wir auf dem schicken Wohnmobilplatz in Han-sur-Lesse.


Bei einem früh morgendlichen Spaziergang rund um Han-sur-Lesse fand ich auf den umliegenden Felder, Koppeln und entlang des Flusses jede Menge unterschiedliche Fotomotive. Auch die Kirche und die schönen Kalksteinfassaden der Häuser der Ortschaft waren recht cool. Und es ist die Kombination dieser beiden Elemente, die zur Entstehung dieses außergewöhnlichen Ortes geführt hat.

Der Fluss verursachte eine teilweise Erosion des Kalksteinmassivs, dass die Höhlen bildete; Höhlen, die international bekannt geworden sind und zusammen mit dem Wildtierpark bis heute die Haupttouristenattraktion von Han-sur-Lesse sind. Bei einer vor allem landschaftlich wunderschönen Wanderung konnten wir verschiedene interessante Tierarten wie Polarfuchs, Wolf, Braunbär, Polarwolf und co. beobachten. Der Rücktransport vom Wildpark zur Höhleneingang fand an Bord einer hundertjährigen Straßenbahn statt. Die geführte Tour durch die Tropfsteinhöhle war leider nur auf Französisch verfügbar, so dass wir nicht in den Genuss der Erzählungen gekommen sind. In der gut ausgeleuchtete Höhlenwelt konnten wir die faszinierenden Stalagmiten und Stalaktiten, unterirdische Seen und große Kammern bestaunen, darunter die Waffenkammer, einer der größten unterirdischen Säle Europas. Ein super interessantes Museum erzählt die Geschichte der Höhlen und zeigt eine archäologische Sammlung von Objekten aus der Jungsteinzeit bis heute.

Am Abend wurde bei Steaks und Würstchen eine große Büchse Bier und eine Flasche Wein geleert und einen wunderbar kitschigen pinken Sonnenuntergang gab es gratis dazu.


Gleich 3 sehr fotogene Burgen lagen auf unsere nächsten recht kurzen Etappe durch die Ardennen. Das Château Royal de Ciergnon, das Schloss Vêves und Walzin Castle. Ersteres thront oberhalb eines terrassierten Gartens  auf einer leichten Anhöhe, bietet von dort eine atemberaubende Aussicht auf das Lesse-Tal und ist heutzutage ein Rückzugsort der belgischen Königsfamilie. Nicht weit entfernt liegt Nummer zwei. Ein fast vollständig erhaltene Schloss mit hohen Türmen und mittelalterlichen Atmosphäre blickt auf eine lange Adelsgeschichte zurück und ist eines der bemerkenswertesten Beispiele der Militärarchitektur des 15. Jahrhunderts. Die Fundamente des primitiven Schlosses gehen der Überlieferung und den Chroniken zufolge auf die Zeit von Pippin von Herstal (670-714) zurück, der von der Nähe von Saint-Hadelin und der günstigen Lage des Hügels, der die alte Straße von Dinant nach Rochefort dominiert und beherrscht, an diesen Ort gezogen wurde. Die Gebäude wurden 1200 zerstört und 1230 wiederaufgebaut. Anfang des 15. Jahrhunderts brannten sie nieder und wurden nach dem Brand restauriert. Das Schloss blieb bis zum Ende des Mittelalters eine Festung. Während der Renaissance wurden die Gebäude vollständig umgestaltet; später, unter Ludwig XV., betrafen die neuen Änderungen hauptsächlich die Innenausstattung, Holzarbeiten, Nischen und Wandfenster. Der Grundriss bildet ein unregelmäßiges Dreieck, das von vier großen und zwei kleineren Türmen flankiert wird. Zuletzt noch Nummer 3: Schloss Walzin. Die neugotische Burg steht auf einem steilen Felsen über dem rechten Ufer der Lesse, bevor diese in die Maas mündet. Sie hat verschiedene Perioden des Verfalls und des Wohlstands erlebt und wurde im Laufe der Geschichte mehrmals in verschiedenen Stilen renoviert. Bei einer kurzen Wanderung entlang des Flussufers konnten wir die Festung aus dem Mittelalter bestaunen und einer Gruppe Kanufahrer bei kentern im seichten Wasser zuschauen.


In Dinant, einer malerischen Stadt eingebettet zwischen der sanft dahinfließenden Maas und den Klippen der Ardennen, fanden wir für unsere Stadtbesichtigung zwei schöne Parkplätze unter schattigen Bäumen. Die Siedlung besticht durch ihre einzigartige Lage und ihr beeindruckendes Wahrzeichen, die majestätische Zitadelle, die hoch über Dinant auf einem Felsvorsprung thront und einen atemberaubenden Ausblick auf die Umgebung bietet. Die imposante Collegiate Kirche Notre-Dame ragt stolz am Ufer der Maas empor. Sowohl Kirche als auch die Zitadelle sind eindrucksvolle Zeitzeugen der bewegten Geschichte der Stadt. Während die gotische Kirche mit ihrem charakteristischen Zwiebelturm Kriege und Zerstörungen überstanden hat, thront die Zitadelle seit Jahrhunderten majestätisch auf den Klippen und erzählt von strategischen Kämpfen und der Bedeutung Dinants als Festungsstadt. Gemeinsam verkörpern sie die reiche Vergangenheit und kulturelle Tiefe dieser historischen Region. Bekannt als Geburtsstadt von Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxophons, begegnet man überall dem musikalischen Erbe, sei es durch Skulpturen oder Museen. Unser Stadtrundgang führt uns außerdem an farbenfrohen Häusern und charmanten Cafés vorbei, wo wir die entspannte Atmosphäre genießen konnten. Und weil die bunten Häuserzeilen zusammen mit der Spiegelung im Wasser der Maas so ein schönes Panorama erzeugten, habe ich am späten Abend zur besten Fotostunde nochmal die Innenstadt besucht.

Nach einer überraschender Weise recht ruhigen Nacht auf dem städtischen Parkplatz hoffte ich für den frühen Morgen auf einen goldenen Sonnenaufgang. Am Horizont spannte sich allerdings ein dichtes Wolkenband. Für die morgendliche Stimmung in der am Vorabend recht belebten Stadt hatte sich das frühe Aufstehen trotzdem gelohnt.


Nur ein Katzensprung war es bis zu ersten Höhenpunkt des neuen Tages. Der Abtei von Maredsous. Umhüllt im mystischem Frühlingsnebel ragte die Gemäuer des 1872 von Benediktinermönchen gegründeten Kloster empor. Sich im neugotischen Stil perfekt zur waldigen und hügeligen Natur der Region einfügend, strahlte der Gebäudekomplex um die Kirche, den Kreuzgang, das Kloster, die Bibliothek und die verschiedenen Nebengebäude eine Spiritualität und ein Gefühl der Fülle aus.

Einen kurzen Besuch stattet ich dem Le Musée de la Photographie in Charleroi ab. Ich weiß nicht genau, was ich von einem Museum für Fotografie erwartet hatte. Oder doch, dachte es geht mehr die Geschichte und die Technik. Nun ja, das Museum war größtenteils eine Fotoausstellung mit unterschiedlichen Themen.

Etwas mehr Zeit verbrachte ich bei einem schönen Spaziergang rund um ein weiteres Kloster. Von der Abtei von Aulne ist nur noch die Ruine der Abteikirche mit einer Fassade aus dem Jahr 1728 und dem Querschiff und Chor aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Im Zuge der Französischen Revolution um 1794 wurden die Benediktinermönche vertrieben, das Kloster aufgelöst und niedergebrannt. Dabei wurde auch die Bibliothek mit 40.000 Büchern und 5.000 Manuskripten zerstört.


Museum Nr. 2 für diesen Tag. Und das zweite war ein echter Knaller. Die Oldtimer-Ausstellung in Bossaert. Etwas abgelegen kurz vor der französischen Grenze und der Nordseeküste enthält die einzigartige Sammlung knapp 100 Oldtimer aus 1899 bis in die 1970er Jahre sowie etwa zwanzig alte Motorräder, diverse Militärfahrzeuge und viele weitere Kuriositäten. Zu den Highlights der Sammlung zählen seltene Modelle wie ein Minerva von 1930, ein Imperia von 1937, ein Pierce Arrow von 1931, eine Corvette von 1963 und ein Decauville von 1899. Alles war wunderschön dekoriert mit einigen alten Werbeanzeigen, alte Radios sowie Schaufensterpuppen in traditionellen Kostümen aus der Vergangenheit. In der riesigen Fahrzeughalle roch es passenderweise nach Öl, Benzin und Werkstatt und es machte mir mega viel Spaß, die liebevoll restaurierten Fahrzeuge ins rechte Licht zu rücken.


In schönem abendlichem Licht konnte ich auch den Leuchtturm in Nieuwpoort fotografieren. Die rot-weiß gestreifte Navigationshilfe für Schiffe fügt sich harmonisch in die Dünenlandschaft hinter dem Strand ein und ist ein Symbol für die lange Seefahrtstradition der Region. Bei einem schönen Strandspaziergang konnte ich die Seele etwas baumeln lassen. Für die Übernachtung hatte ich in einer breiten Sackgasse einen schönen Stellplatz gefunden.

Auf einen kurzen, relativ langweiligen Besuch des Vogelschutzgebiets an der Mündung des IJzer Flusses folgte die Fahrt nach Brügge und die Parkplatzsuche. Etwa 8 km außerhalb des Stadtzentrums fand ich einen gut ausgeschilderten Wanderparkplatz am Ende eines geteerten Weges mitten in einem schönen Waldgebiet. Perfekt, um mit dem Fahrrad und dem Fahrrad-Anhänger ausgiebig die Stadt zu erkunden. In dem einachsigen Anhänger, groß genug für meinen vollen Fotorucksack und Stativ fanden noch eine paar weitere Utensilien Platz. Diese Kombination stellte sich während der nächsten Stadtbesichtigungen als mehr als perfekt heraus. Unter anderem auch, weil in Belgien die Radwege wirklich richtig gut sind, Radfahrer oft Vorfahrt haben und es teils kostenfreie und überwachte Fahrradparkhäuser gibt. Echt cool.


Die Stadt Brügge also, meine eigentliche Intension, um überhaupt nach Belgien zu reisen. Bekannt aus dem Film „Brügge sehen … und sterben?“, welchen ich gar nicht so gut fand, mich allerdings die Architektur und die Szenerie beeindruckte. Und die Wirklichkeit stand den Filmkulissen in absolut nichts nach. Brügge, oft als "Venedig des Nordens" bezeichnet, ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Europas. Geprägt von einem Netz malerischer Kanäle und Kopfsteinpflasterstraßen, bietet die Stadt eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Kultur und Charme. Das historische Zentrum von Brügge beherbergt beeindruckende Bauwerke wie den berühmten Belfried am Marktplatz. Bekannt für ihre gut erhaltenen gotischen Gebäude, darunter die Liebfrauenkirche mit einer Michelangelo-Statue war sie im Mittelalter ein bedeutendes Handelszentrum und profitierte von der Blüte des Tuchhandels. Besonders interessant fand ich auch die Heilig-Blut-Basilika und den Beginenhof. Der im Jahre 1245 gegründet Hof diente eins als Rückzugsort für die Beginen und ist nun bereits seit mehreren Jahrzehnten die Heimat von Benediktinerinnen, die den Beginenhof zu einem Kloster gemacht haben. Viel Zeit verbrachte ich am Burgplatz, der von verschiedenen historischen Gebäuden wie dem früheren Landeshaus des Brügger Freiamts, der Alten Zivilkanzlei, dem Rathaus umgeben ist. 


In der Nähe des Grote Markt, des zentralen Platzes, auf dem tagsüber ständiges Treiben herrschte genoss ich endlich auch die berühmten Belgischen Waffeln. Mit Schokosoße und Erdbeeren. Ein Traum! Wo sich heute Touristen tummeln, Pferdekutschen besteigen, kulinarische Köstlichkeiten genießen und die historischen Einkaufsläden nach schönen Kostbarkeiten durchkämmen entwickelte sich 13. Jahrhundert die erste Siedlung mit dem lebhaften Warenhandel. Wenn nicht gehandelt wurde, diente der Platz für Großveranstaltungen, Turniere und auch für öffentliche Hinrichtungen; alle Aktivitäten zogen ein großes Publikum an. Fotografisch nutzte ich den frühen Nachmittag, um in den Kirchen die weiten Hallen und detaillierten Statuen festzuhalten. Um die Bewegung auf den belebten Plätzen und die Ruhe der Architektur zu vereinen nutzte ich längere Belichtungszeiten. Auch das wuselige Treiben der Stadt und das Wasser der Kanäle fing ich mit etwas längeren Belichtungszeit ein, um Menschen und Fahrzeuge zu dynamischen, unscharfen Formen verschwimmen zu lassen. In beiden Fällen konnte ich gut den Eindruck von Lebendigkeit und Hektik festhalten. Der einsetzende Regen am späten Abend konnte meine gute Laune nicht trüben, auch wenn ich dadurch die Kamerafilter permanent putzen musste. Die zauberhafte Atmosphäre der mittelalterlichen Architektur des nächtlichen Brügges, zusammen mit beleuchteten Kanälen und schmalen Gassen wollte ich auf jeden Fall noch einfangen.


Den Rückweg zum Globetrotter trat ich bei mittlerweile strömendem Regen in vollständiger Dunkelheit an. Mitten in der Nacht war der idyllische Wanderparkplatz gar nicht mehr so idyllisch. Trotz des auf das Dach prasselnden Regens konnte ich den Straßenlärm einer Autobahn, welcher tagsüber kaum zu hören war nachts deutlich vernehmen. Nach einem späten Frühstück machte ich mich morgens also auf die Suche nach einem ruhigeren Ort für die zweite Übernachtung in der Nähe von Brügge und fand ganz in der Nähe einen Bauernhof mit sehr freundlichen Gastgebern und reservierte auch noch einen zweiten Platz für Alex und Frank. Gemeinsam erkundeten wir auf unseren  Fahrrädern nachmittags nochmal die Stadt und machten uns abends einen schönen Abend auf dem Bauernhof.


Der nächste Tag führt uns zurück an die Küste, diesmal im südlichsten Teil der Niederlande. Ich freute mich besonders darauf, Windmühlen zu sehen und zu fotografieren. Die Windmühle „Schellenmolen“ wurde leider gerade renoviert, die Flügel waren entsprechend abmontiert. Mehr Glück hatten wir an den Molen van Hoeke und in Cadzand an der Mühle „Het Nooitgedacht“. An der Mühle in Nieuwvliet konnten wir an einer super interessanten Besichtigung teilnehmen und live verfolgen , wie der Müller, die Mühle und ihre vier Flügel der Windrichtung nach ausrichtet. Ihre gewaltigen Flügel wirkten aufgrund der in der Nähe stehenden Gebäude noch kraftvoller als sie es aufgrund ihrer Länge von fast 24 Metern schon sind. Alle drei historische Mühlen erheben sich als charakteristisches und ikonische Wahrzeichen und bestimmt schon von weitem das Landschaftsbild. Die meisten der holländischen Windmühlen sind Mühlen, die das Wasser zur Entwässerung aus den Poldern in die Grachten befördern. In Cadzand und Umgebung dagegen sind die Mühlen Getreidemühlen, die Weizen, Roggen, Gerste und Kleie für Mensch und Natur kleinmahlen. Insgesamt acht finden sich rund um Cadzand. Die Mühlen sind alle noch voll funktionsfähig und mahlen Getreide nach Bedarf oder während der Besichtigungszeiten. Die Besitzer dieser niederländischen Bau- und Kulturdenkmäler stehen in der Pflicht, die Mühle funktionsfähig zu erhalten.

Bei einem Spaziergang am Strand von Nieuwvliet suchten wir dort angeblich besonders häufig vorkommende kleine Haifischzähne. Gefunden haben wir vieles, allerdings nichts, was einem Haifischzahn ähnelte.

Zurück in Belgien fanden wir zur Übernachtung auf halber Strecken nach Gent einen idyllischen Bauernhof.


Ein großer Pendlerparkplatz diente uns als Ausgangspunkt für die Erkundung von Gent. Der Name leitet sich vom keltischen Wort "ganda" ab, was "Zusammenfluss" bedeutet, da die Stadt an der Mündung der Flüsse Leie und Schelde liegt. Um das 7. Jahrhundert gründete der heilige Amandus hier zwei Abteien, die Sint-Baafs-Abtei und die Sint-Pieters-Abtei, was den Beginn der städtischen Entwicklung markierte. Im Mittelalter wuchs Gent zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas heran, insbesondere durch den Tuchhandel und die Wollindustrie.  Die Liste der Sehenswürdigkeiten in der Stadt, deren Siedlungsursprünge auf die römische Zeit zurückgehen, war lang. Gent zählt knapp 10.000 registrierte, kulturhistorisch wertvolle Gebäude, die meisten sind zugleich denkmalgeschützt. Ein Paradies für mich als begeisterter Fan von Architektur und Sakralbauten. Die Stadtsilhouette wird schon seit dem Mittelalter durch „die drei Türme“ dominiert, welche in einer Reihe stehen. Dies sind der 95 m hohe Genter Belfried, erbaut als Wach- als auch als Glockenturm und Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, der Turm der St.-Bavo-Kathedrale, und der Turm der im Stil der Scheldegotik am Kornmarkt errichteten Sint-Niklaaskerk. Entlang der Graslei und Korenlei, den beiden alten Hafenstraßen reihen sich eine beeindruckende Anzahl historischer Profanbauten. Diese prachtvollen Fassaden stammen hauptsächlich aus dem Mittelalter und der Renaissance und wurden meist als Lagerhäuser oder Gildenhäuser genutzt. Eines der größten und wichtigsten profanen Bauwerke im Zentrum ist jedoch der beeindruckende Gravensteen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende und die einzige in Flandern erhaltene mittelalterliche Burg in romanischem Stil. Fotografisch tobte ich mich tagsüber bei bedecktem Himmel in den Kirchen und der Ausstellung im Belfried aus. Auch für ein wenig Street-Fotografie mit langen Belichtungszeiten hatte ich genügen Zeit, bevor kurz vor Sonnenuntergang die Wolkendecke aufriss und die ganze Stadt in ein goldenes Tuch hüllte. Zur blauen Stunde zauberten die letzten diffusen Tageslichtstrahlen einen weichen, pinken Schleier in den Himmel und rundete einen lichttechnisch magischen Abend ab. Auch in der eintreffenden Nacht hatte ich noch nicht genug, da die stimmungsvolle Beleuchtung der vielen historischen Gebäude eine bezauberte Atmosphäre bot.


Dem Tag in der Stadt folgte ein Tag im Grünen. Früh morgens macht ich mich auf den Weg ins Vogelschutzgebiet Kalkense Meersen. Das weitläufige Sumpfgebiet zeichnet sich durch seine weiten, offenen Wiesen, Feuchtwiesen, Gräben und Schilfgebiete aus, die von malerischen Hecken und Baumgruppen durchzogen sind und ist eine der letzten Hochburgen der Uferschnepfe in Flandern. Bei einer frühen und einer späten ausgiebigen Wanderung konnte ich viele unterschiedliche Vogelarten, Rehe und Kaninchen beobachten und die landschaftliche Schönheit genießen.


Mit viel Geschichte anstelle Natur startet der nächste Tag. Schon von Weitem zeigte sich eine 40m hohe Erhebung in der sonst sanft hügeligen Gegend. Der Butte du Lion ist ein monumentaler Hügel in der Nähe von Waterloo, und markiert den Ort der berühmten Schlacht von Waterloo im Jahr 1815. Auf dem künstlich aufgeschütteten Hügel steht eine knapp 5 Meter hohe bronzene Löwenskulptur, die symbolisch die niederländische Monarchie und den Sieg über Napoleon darstellt. Bei einer informativen Wanderung rund um das zwischen 1823 und 1826 errichtet Monument und den umgebenden Gedenkkomplexes konnte ich viel über die militär-taktischen Finessen in Erfahrung bringen. Besonders interessant war die Umgebung rund um die Hougoumont-Farm. Die Farm war ein entscheidender Schauplatz im Kampf zwischen den Truppen Napoleons und der alliierten Armee unter dem Befehl von Wellington. Sie diente als Verteidigungsfestung und war eines der Schlüsselgebäude, dessen Kontrolle den Ausgang der Schlacht mitbestimmte. Neben den historischen Gebäuden gab es auch im umgebenden Gedenkpark, welcher der Schlacht und ihre entscheidende Rolle in der europäischen Geschichte gewidmet ist einiges zu erkunden.


Für die letzte Stadtbesichtigung am Nachmittag und Abend hatte ich mir die Universitätsstadt Löwen ausgesucht. Die Geschichte der Universitäten zu Löwen reicht zurück bis in das Jahr 1425, als Papst Martin V. in seiner Bulle, einer päpstlichen Urkunde, Sapientiae immarcescibilis seine Zustimmung zur Errichtung eines „studium generale“ erteilte. Die Ursprünge der Stadt gehen auf eine kleine Siedlung am Fluss Dijle zurück, die durch ihre strategische Lage an verschiedenen Handelsrouten wuchs. Im Jahr 891 wurde Leuven erstmals in Chroniken erwähnt, als der ostfränkische König Arnulf von Kärnten die Wikinger in einer Schlacht besiegte. Diese frühe militärische Bedeutung führte zu einer stärkeren Festigung der Siedlung. Für mich boten sich vielfältige Fotomotive. Das spätgotische Rathaus, liebevoll auch Stadthuis genannt, aus dem 15. Jahrhundert mit seinen detaillierten Skulpturen und Türmen war einfach nur total faszinierend. Sint-Pieterskerk, eine gotische Kirche am Grote Markt beeindruckte durch ihre Architektur und das Innenleben darunter Kunstwerke wie der "Abendmahlsaltar" von Dieric Bouts. Sehr viel Zeit verbrachte ich im Begijnhof. Er wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet und diente damals als Wohnort für alleinstehende Frauen, die ein religiöses Leben führten, jedoch keine Klostergelübde ablegten. Die Anlage besteht aus malerischen Backsteinhäusern, engen kopfsteingepflasterten Gassen, ruhigen Innenhöfen und gepflegten Gärten, die eine friedliche und abgeschiedene Atmosphäre vermittelten. Besonders beeindruckend fand ich die Harmonie der Architektur, die über die Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben ist. Zu später Stunde konnte ich das vielfältige Stadtbild bei wolkenlosem Himmel wunderbar ablichten und die letzten Sonnenstrahlen genießen.

Auf der Rückfahrt in den schönen Spessart besuchte ich noch einen befreundeten Fotografen am Rhein und ließ den Abend mit Freunden auf dem Weinfest in Idstein ausklingen. Ein absolut würdiger letzter Stopp eines 2-wöchigen wunderbaren Globetrotter-Roadtrips.


Noch meeeehr Fotos, meine Reiseroute und ein paar nützliche Information gibt es wie immer direkt auf www.snowmanstudios.de


Viel Spaß beim Stöbern!



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