Reiseblog - Irland 2024

Relativ spontan bin ich der Einladung meiner Großcousine zu ihrer Hochzeit nach Irland, genauer gesagt Nordirland gefolgt. Und da mir bereits mehrfach berichtet wurde, wie schön die grüne Insel im Nordwesten Europas ist, habe ich rund um die Hochzeit ein paar der vielen Höhepunkt besucht. Der einwöchige Fotografie-Roadtrip führte mich im Schnelldurchlauf zu ganz besonderen Orten, zu wunderschönen Landschaften, Burgen, entlang steiler und schroffer Klippen, durch abgelegene, verschlafene Ortschaften und nach Dublin mit all seinen kulinarischen, historischen und architektonischen Berühmtheiten.



Nach Übernahme des Mietwagens am Flughafen habe ich direkt einen Parkplatz in Dublin angesteuert und mich ins Stadtgetümmel gestürzt. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel zeigten sich die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt tagsüber von der sonnigen Seite und abends in bestem Fotolicht. Ganz dem Rhythmus des Tages folgend verbrachte ich den Tag in Kirchen und Ausstellungen, um abends die schöne Architektur der größtenteils historischen Gebäude festzuhalten. 

Den Anfang machte die St. Patricks Kathedrale, Irlands größte Kirche. Die Kathedrale ist nach dem heiligen Patrick, dem Schutzpatron Irlands, benannt. Die Geschichte der St. Patrick’s Cathedral reicht bis ins 5. Jahrhundert zurück, als an diesem Ort ein Brunnen stand, an dem der Legende nach der heilige Patrick Menschen taufte, die zum Christentum konvertieren wollten. Eine erste Kirche wurde wahrscheinlich schon im 9. oder 10. Jahrhundert errichtet. Im Jahr 1191 wurde diese Kirche von Erzbischof John Comyn zur Kathedrale erhoben und 1220 begann der Bau der heutigen Struktur im gotischen Stil. Im Inneren findet man zahlreiche historische Denkmäler und Grabstätten, darunter das Grab von Jonathan Swift, dem berühmten Schriftsteller und Satiriker, der im 18. Jahrhundert Dekan der Kathedrale war. Beeindruckt haben mich vor allem die vielen kleinen Details der Fenster und Figuren, sowie das Seitenschiff mit unterschiedlichsten Statuen.


Super interessant ist die „Books of Kells“ – Ausstellung in der berühmten Bücherei auf dem Gelände des Trinity College. Die Universität ist die älteste Irlands und gehört zu den ältesten der Welt. Und der im Stadtzentrum gelegene historische Campus ist vermutlich einer der Schönsten. Die Bibliothek beherbergt 4,5 Millionen Bände sowie eine große Sammlung historischer Handschriften, Manuskripte, Inkunabeln und frühe Drucke der Bibel. Das Book of Kells ist eine illustrierte Handschrift aus dem achten oder neunten Jahrhundert. Sie wird als das überragende Beispiel der insularen Buchmalerei angesehen und wurde im Jahr 2011 zum Weltdokumentenerbe erklärt. Es enthält die vier Evangelien zusammen mit ganzseitigen Abbildungen von Christus, Maria mit Kind und den Evangelisten. Das Schriftbild ist aufwendig gestaltet und verziert. Insbesondere die Initialen wurden teilweise mit sehr feinen Mustern in leuchtenden Farben ausgeführt. An Stelle von Gold wurde Auripigment, ein Arsen-Schwefel-Mineral, verwendet. Die Farbe Blau ist ein Indigo-Färbemittel, das aus Färberwaid extrahiert wurde. Gemischt mit Weiß ergeben sich so leichtblaue Farben. Weiß wurde aus Gips hergestellt. Typische Verzierungen sind Spiral- und Flechtwerkmuster sowie ornamentale Mensch- und Tiermotive. Bei diesen Mustern handelt es sich um traditionelle keltische Muster. 

Nach den sehenswerten Innenräumen der Universität tobte ich mich auch auf dem Campus fotografisch noch ein wenig aus, zumindest solange, bis ich von einem wirklich hartnäckigen Campuspolizisten mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass das Fotografieren mit Stativ nicht gestattet sei. Ich fand das sehr schade.

Mit einer leckeren und magenfüllenden Portion Fish & Chips im Bauch fotografierte ich noch weitere Kirchen und verschiedene historische Gebäude wie das Custom House Visitor Centre und das Four Courts, beide erbaut am Ende des 18. Jahrhunderts. Auch das abendliche Treiben rund um die weltberühmte Temple Bar sowie die umliegenden Bars und Pubs ließ ich mir nicht entgehen. Etwas später als geplant machte ich mich dann auf den Weg zur ersten Burg der Tour. Nach 2 Fahrtstunden erreichte ich in nächtlicher Stille den beleuchteten Rock of Cashel und fand unterhalb der Burg einen schönen Platz zum Übernachten.


Am nächsten Morgen hat mich meine innere Uhr rechtzeitig zum Sonnenaufgang geweckt und glücklicherweise gaben die Wolken die Sonne just in dem Moment frei, als ich eine schöne Stelle zum Fotografieren des imposante Kalksteinplateaus samt den beeindruckenden mittelalterlichen Bauwerken gefunden hatte. Der Rock of Cashel, auch bekannt als "Cashel of the Kings" oder "St. Patrick's Rock," ist eine bedeutende historische Stätte und tief in der irischen Geschichte verwurzelt. Der Felsen, auf dessen Höhe sich eine romanische Kapelle, ein Rundturm und die Ruinen einer gotischen Kathedrale aneinanderreihen bietet eine reiche Mischung aus Legenden, Architektur, gepaart mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegende Grafschaft. 

Noch relativ früh am Vormittag erreichte ich ganz in der Nähe das Cahir Castle. Die Ursprünge der Burg, die auf einer Felsen-Insel im Fluss Suir erbaut wurde, gehen zurück bis ins dritte Jahrhundert. Befestigt wurde die Burg 1142 von Donough O’Brien, dem Prinzen von Thomond. Direkt am Flussufer fand ich eine schöne Stelle um die Burg samt den mittlerweile aufziehenden Wolken im Fluss spiegelnd abzulichten. 

Mit dem Blarney Castle lag noch eine weitere interessante Burg auf meinem Weg Richtung Küste. Und eigentlich hatte ich mich vor allem sehr auf die lobend erwähnten Gärten und Parkanlage der Burg gefreut. Die Anzahl an Reisebusse auf dem großen Parkplatz einer der scheinbar populärsten Tourismusattraktionen Irlands hat mich jedoch etwas abgeschreckt, so dass ich mich entschied, die Zeit lieber an der Küste zu verbringen.


Und diese Entscheidung war genau richtig. Bei einer wunderschönen Wanderung am Clogher Head entlang der rauen, zerklüfteten Küstenlandschaft lauschte ich den kraftvollen Wellen beim Aufklatschen auf die Felsen. Am Ende der Wanderung hat man einen fantastischen Blick auf die Three Sisters, eine markante Felsformation an der Küste, sowie auf die Blasket-Inseln, die etwas weiter draußen im Meer liegen. Der Wanderweg am Dunmore Head hingegen führte durch eine offene, grasbewachsene Landschaft, vorbei an Schafen und alten Steinmauern. Die Spitze von Dunmore Head, dem westlichsten Punkt des irischen Festlandes, ist mit einem Kreuz markiert und bietet einen unvergesslichen Blick über die Klippen und das endlose Meer. Beide Wanderungen verbanden die rohe Naturkraft der irischen Küste mit der ruhigen, grünen Landschaft der Dingle-Halbinsel. Bei starker Bewölkung und den erwarteten teils stürmischen Windböen nutzte ich die frühe blaue Stunde kurz vor der Dämmerung um noch ein paar schöne Landschaftsaufnahmen zu kreieren. Vor allem an der Spitze der felsigen Landzunge war der Wind allerdings viel zu stark, um die Kamera auf dem Stativ ruhig halten zu können. Eine regnerische und sehr windige Nacht verbrachte ich am Ausgangspunkt der ersten Wanderung, am Clogher Strand, einem malerischen, abgeschiedenen Strand, der von hohen Klippen umgeben ist.

Das Wetter am nächsten Morgen war fast unverändert, und so beschlich mich schon morgens die Vorahnung, dass ich nicht viel von den Cliffs of Moher sehen würde. Und so kam es dann auch. Nebel, viel Nebel, noch mehr Nebel, und fette dicke Regentropfen. Um einmal Lonely Planet zu zitieren: „Die Cliffs of Moher sind vollständig vertikal und die Klippenkante ist abrupt. An einem klaren Tag ist die Aussicht überwältigend, mit den Aran-Inseln, die in das Wasser der Bucht von Galway eingraviert sind. Von der Klippenkante aus können Sie das Dröhnen weit unten hören, wenn die Wellen brechen und an dem weichen Schiefer und Sandstein nagen. Aufgrund der Ausrichtung nach Westen ist der Sonnenuntergang die beste Zeit für einen Besuch.“ Beim nächsten Mal dann.

3 Fahrtstunden später, im ersten Abschnitt unerwarteterweise über enge und teils serpentinenartige Gebirgsstraßen, im weiteren Verlauf entlang verschiedener Seen und Moore hat sich das Wetter schlagartig verändert und an der Kylemore Abbey zeigte sich schon mehrfach die Sonne. Kylemore Abbey ist die älteste irische Benediktinerinnenabtei. Das 1665 gegründete Kloster ist nach mehreren Umzügen seit 1920 in dem prachtvollen neugotischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Die Haupteingangshalle der Abtei und die drei angrenzenden Räume wurden restauriert und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Den Rest der Abtei bewohnen die Nonnen und Internatsschülerinnen. Das Äußere der Abtei besteht aus Granit, an der Stirnseite befindet sich ein Glockenturm. Früher gab es vier Eingangshallen, heute existieren davon nur noch zwei – die Inner Hall und die Outer Hall. Das Eichenparkett in beiden Hallen ist im Original erhalten. Die Herzogin von Manchester ließ die Wände in der äußeren Halle mit jakobinischer Eiche verkleiden. Kylemore Abbey liegt in einer malerischen und dramatischen Landschaft, eingebettet zwischen dem glitzernden Pollacapall Lough und den steilen Hängen der Twelve Bens und Maumturk Mountains. Wegen dieser Lage fand ich das Kloster besonders eindrucksvoll. Es bettet sich harmonisch in die natürliche Umgebung und tritt irgendwie gleichzeitig doch majestätisch hervor. Die beeindruckende Szenerie, gepaart mit der reichen Geschichte und Architektur der Abtei, macht sie wirklich zu einem faszinierenden Ort.


Zum Abschluss des Tages machte ich mich auf den Weg zum Classiebawn Castle. Dort angekommen stellte ich fest, dass das gesamte Anwesen weiträumig nicht zugänglich ist. Keine Chance. Die beste Aussicht auf die Burg hat man deshalb von zwei etwas entfernten unterschiedlichen Aussichtspunkten. Da ich dieses Mal nur mit reduzierter Fotoausrüstung ohne große Telebrennweiten unterwegs war, gibt es keine echten Nahaufnahmen. Der fotografischen Enttäuschung folgte allerdings ein absolut traumhafter Sonnenuntergang an einem felsigen Küstenabschnitt ganz in der Nähe und eine ruhige mit leisem  Meeresrauschen unterlegte und sehr erholsame Nacht am Mullaghmore Head.

Nach einem morgendlichen Fotoshooting an der Küste machte ich mich auf den Weg nach Norden. An der ersten Station des Tages freute ich mich auf eine ausgedehnte Wanderung an den Klippen der Slieve League. Die Aussicht auf die zerklüftete Küstenlinie und die über 600 Meter steil ins Meer abfallenden Klippen hat schon etwas Besonderes. Der obere Teil der Klippen hatte sich in tiefhängenden Wolken versteckt, und die restliche Bewölkung erlaubte mir ein paar stimmungsvolle Fotos mit langen Belichtungszeiten zu schießen. Schönes und sonniges Wetter hätte auch nicht zu diesem Ort gepasst. Die gesamte Gegend um die Slieve League Klippen strahlt eine raue, unberührte Schönheit aus. Die vielen Wanderwege führen durch eine Landschaft, die von Felsen, Heidekraut und kargen Wiesen dominiert wird, auf denen zahlreichen Schafe frei grasen.



Rechtzeitig für einen mittäglichen Strandbesuch kam dann auch die Sonne wieder raus. In der Boyeeghter Bay, einer wunderschönen und ursprünglichen Bucht wanderte ich zwischen grasbewachsene Dünen und felsige Hügel, über den Strand bis auf einen kleinen mit viel Heidekraut bewachsenen Hügel. Während der Wanderung bot sich ein beeindruckender Ausblick auf die umgebende Landschaft und das Meer. Der Weg steigt und fällt sanft, bis man schließlich auf die Bucht hinabblickt, deren Schönheit und Abgeschiedenheit sofort ins Auge fallen. Der Strand ist eingerahmt von steilen Klippen und Felsen, die teilweise im Wasser stehen und kleine, malerische Inseln bilden. Bei Flut findet man zwei Sandstrände vor, die bei Ebbe zu einem großen Strand zusammenwachsen. Der tosende Atlantik hat hier bizarre Einschnitte und eine Höhle in die Felswände entlang der Bucht genagt. Die wilden Fluten dürften auch mit verantwortlich sein für den Zweitnamen, unter der die Bucht bekannt ist – „The Murder Hole“.


Der Höhepunkt des Tages wartet am Abend auf mich. Endlich ein Leuchtturm! Ich finde Leuchttürme super. Zum einen wurden die für die antike Schifffahrt benötigten Leuchtfeuer meistens and ganz besonderen Landmarken gebaut. Zum anderen trotzen viele dieser Türme dem Wind, den Wellen und Gezeiten schon seit einer Ewigkeit. Fanad Head Lighthouse thront stolz auf einer Landzunge, die sich weit in den Atlantik hinaus erstreckt. Der Leuchtturm, mit seiner weißen Fassade und dem markanten, runden Turm, steht in scharfem Kontrast zu den schroffen Felsen und dem tiefblauen Meer. Umgeben von der rauen Landschaft am fast nördlichsten Punkt Irlands, vermittelt der Leuchtturm ein Gefühl von Abgeschiedenheit und Beständigkeit inmitten der wilden Natur. Was Fanad Head besonders beeindruckend machte, waren die dramatischen Himmelsszenen, die über dem Leuchtturm zu beobachten waren. Der Himmel wechselte alleine and diesem einem Abend mehrmals von strahlendem Blau zu bedrohlichem Grau, während sich dichte Wolken über den Atlantik schoben. Das schnelle vorbeiziehen der Wolken mit abwechselnden goldenen Lichtstrahlen auf dem Leuchtturm und die umliegenden Klippen, ließen die Szenerie fast übernatürlich erscheinen. Die große Anzahl an möglichen Perspektiven, das Spiel mit Wasser, Wellen und Wind ließen mein Fotoherz höherschlagen, so dass ich bis weit nach Einbruch der Dunkelheit die Szenerie einfing und genießen konnte. 


Am Morgen lag dann ein dickes Wolkenband am Himmel, so dass ich mein Nachtlager ohne weitere Fotosession am Leuchtturm früh abbrechen konnte. Einen kurzen Fotostopp inklusive einer kurzen Wanderung legte ich morgens noch an der Great Pollet Sea Arch ein. Dieser natürlicher Felsbogen spannt sich majestätisch über die tosenden Wellen des Atlantiks und verkörpert die rohe Kraft der Natur eindrucksvoll.

Und dann war es Zeit, sich auf den Weg zur Hochzeit zu machen. Richtig, da war ja was! Noch schnell meine übliche Abenteurerkleidung, wie Funktionsfleece, Trekkinghose und Wanderstiefel gegen das Hochzeitsoutfit getauscht. Und dann saßen wir auch schon im wunderschön eingerichteten Trausaal des Lusty Beg Island Resort. Die Hochzeitslocation war wirklich außergewöhnlich; eine private Insel in einem See. Zugang und Zufahrt über eine kleine Fähre, auf der maximal 2 Autos Platz fanden. Auf der Insel eine komplette Ferienanlage mit Unterkünften, Restaurants, Freisitz, Stegen, Terrassen und einem Bootsanleger inmitten der abgeschiedenen Natur. Der romantischen und bewegenden Trauzeremonie im kleinen Kreis folgten viele Fotos, ein super leckeres Hochzeitsbuffet und eine wirklich tolle Feier. Das Wiedersehen mit dem schottischen, englischen und nun auch nordirischen Teil unsere Familie war einfach nur großartig. Ein absolutes Highlight der späten Abendstunde waren die Line Dances, ein Tanzart, bei dem die Tänzer und Tänzerinnen in Linien und Reihen neben- bzw. voreinander stehen und miteinander tanzen. Ein spezieller Partner ist dabei nicht notwendig, vielmehr wird die gesamte Gruppe als „Partner“ gesehen. Auch wenn individuelle Tanzmuster durchaus möglich sind, tanzen die Teilnehmer meist in einer choreographierten Tanzform. Unnötig zu verschweigen, dass über den ganzen Tag natürlich auch das eine oder andere Guinness zusammen getrunken wurde. 

Deshalb hatte ich mir für den Morgen danach einen kurzen Ausflug an die frische Luft vorgenommen. Zuerst besuchte ich die Marble Arch Caves, eine von Wasser überflutetes Höhlensystem, welches normalerweise über eine Bootsfahrt in der Höhle erkundet werden kann. Durch die heftigen Regenfälle am Vortag und in der Nacht waren allerdings große Teile der Höhle soweit überflutet, dass nur eine kurze Wanderung möglich war. Eine etwas längere Wanderung konnte ich dann im Sumpf- und Moorland am Fuß des Cuilcagh Mountain unternehmen. Die Wanderroute schlängelte sich durch eines der größten Hochmoorgebiete Nordirlands und die Aussichtsplattform am Rande des Bergplateaus bot einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft.

Zurück auf der Hochzeits-Insel wurde noch ein leckeres BBQ serviert, welches zwei wundervolle Hochzeitstage mit der Familie abrundete und so hieß es leider auch schon wieder Abschied nehmen. 


Der Plan für den Abend sah vor, an einer von drei Sehenswürdigkeiten der Nordküste Nordirlands den Sonnenuntergang zu bestaunen. Zur Auswahl stand der Giant´s Causeway, die Wishing Arch oder die Dark Hedges. Flexibel und spontan wie während meiner gesamten Tour konnte ich gut auf die Wettervorhersage reagieren. Bei den “Dark Hedges“ handelt es sich um die aus der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ weltberühmte “Königsweg“ - Allee aus knorrigen, alten Buchen. Unter den 1775 gepflanzten Bäumen herrscht eine einzigartige Atmosphäre, ganz besonders am frühen Morgen im goldgelben Licht der aufgehenden Sonne. Also eher etwas für den Morgen, dachte ich mir. Für den Giant´s Causeway machte es auf Grund der geografischen Lage auf jeden Fall Sinn, auf einen Abend mit einem Sonnenuntergang zu hoffen. Allerdings war von der Sonne während der Fahrt gen Norden noch nicht viel zu sehen. Und so fiel die Entscheidung auf die Wishing Arch. Mit dem markanten Felsbogen als hervorstechendes Merkmal reichen die Kalksteinklippen der „White Rocks“ von Curran Strand bis Dunluce Castle. Der Sedimentkalkstein ist strahlend weiß und sehr weich. Im Laufe der Jahrtausende ist der Atlantik zum persönlichen Bildhauer der Natur geworden und seine Wellen haben Meeresbögen, Höhlen und verschiedene andere wunderbare Formationen entlang dieser fantastischen Küste geformt. Ich konnte die ganze Szenerie von verschiedenen Aussichtspunkten in vollen Zügen genießen. Schon zwischendurch blinzelte die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor und ein schmaler wolkenloser Streifen direkt über dem westlichen Horizont gab die Sonne kurz vor dem Moment frei, als sie die Meeresoberfläche küsste. Das anschließende warm bläuliche Licht hatte etwas magisches und erzeugte eine ganz besondere Atmosphäre an einem besonderen Ort. In voller Vorfreude auf die Highlights des nächsten Tags stellte ich den Wecker auf 4:30. Die Fahrt zu den Dark Hedges war zwar nicht weit, ich wollte aber dort auf jeden Fall die Stille und Ruhe am frühen Morgen auskosten. Und die Wettervorhersage deutet einen wolkenfreien Sonnenaufgang an.


Und so kam es dann auch. Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht schrillte der Wecker mitten in die Stille der absoluten Dunkelheit. Bei meiner Ankunft küsste das erste zarte Licht gerade die berühmten Buchen-Allee wach. Die bekannte Fotoposition für den gewünschten Blickwickel war schnell gefunden und so genoss ich zusammen mit einem weiteren Fotografen, der nicht lange nach mir angekommen war, dass sich verändernde Licht und die morgendliche Stimmung. Der Sonnenaufgang war zwar von unserem Standort nicht direkt sichtbar, allerdings tauchte das seitliche Licht der aufgehenden Sonne die Allee schon bald in ein mystisches Leuchten. Das warme Licht der Morgensonne fiel schräg durch die Bäume und beleuchtet die mächtigen Stämme, das dichte Laub und die knorrigen Äste, die sich wie ein natürliches Gewölbe über den Weg spannen.


Zurück an der Küste wartete noch eine Burg auf mich. Und das schon seit 524 Jahren. Das Hauptbauwerk von Dunluce Castle wurde nämlich im Jahr 1500 vom McQuillan-Clan errichtet. Heftig umkämpft eroberte der rivalisierende McDonnell-Clan die Burg schließlich Mitte des 16. Jahrhunderts und so ist es nicht verwunderlich, dass im Laufe der Zeit gespenstische Geschichten über Dunluces einsame alte Ruine aufgekommen sind. Aufgrund und der hervorragenden Lage auf einer Vulkanklippe war die Burg bis ins 17. Jahrhundert hinein ein strategisch wichtiger Stützpunkt an der Meerenge zwischen Irland und Schottland, womit sich auch die Vergangenheit voller blutiger Fehden erklären lässt.


Den späten Vormittag nutzte ich zur Erkundung für ein paar Fotosspots am Giant´s Causeway. Die komplett mit Menschen überlaufene Hauptattraktion Nordirlands deutet aber auch tagsüber schon an, warum der Ort sehr speziell ist. Die Küstenformation besteht aus etwa 40.000 gleichmäßig geformten Basaltsäulen, deren Alter etwa 60 Millionen Jahre beträgt. Etwa die Hälfte der Säulen hat einen sechseckigen Querschnitt. Die größten der Steinsäulen haben eine Höhe von über zehn Metern. Die gesamte Gesteinsschicht ist bis zu 25 m dick. Der Giant’s Causeway führt etwa fünf Kilometer entlang der Klippen und endet im Meer, wovon er wieder – der alten Legende von Fionn mac Cumhaill zufolge – an der schottischen Küste als Fingal’s Cave auftaucht. Geologen führen die Entstehung des Basaltdammes auf die Abkühlung heißer Lava zurück. Der Vulkan dazu ist leider nicht mehr zu sehen. Am Nachmittag blieb noch sehr viel Zeit für eine schöne, ausgedehnte Wanderung entlang des felsigen Strands und hoch oben überhalb der Klippen. 

Der gleiche Ort wie tagsüber, entfaltet abends ohne die Menschenmenge des Tages eine ganz andere Atmosphäre. Wie am vorherigen Tag durchbrach die Sonne in den letzten Minuten vor dem Verschwinden unter dem Horizont die sonst recht dichte Wolkendecke und zauberte so ein wunderbar weiches Licht auf die ins Meer abfallenden hexagonalen Basaltsäulen. Die untergehende Sonne taucht die Szene in warme Orange- und Rosatöne und der Himmel zeigte eine Mischung aus zarten Pastellfarben, die sich im ruhiger werdenden Wasser widerspiegelten. Die dunklen Felsen kontrastierten wunderschön mit den leuchtenden Farben des Himmels. Eine leichte Meeresbrise sorgt für sanfte Wellen, welche die Felsen überspülten. Es war einfach eine ruhige und friedliche Szene, die die Magie dieses einzigartigen Ortes unterstrich und ein perfekter Abschluss eines mega interessanten Roadtrips in Irland. 


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Viel Spaß beim Stöbern!





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